Die Uniformierung der B-Gendarmerie

Für die Motorradfahrer gab es als Sonderbekleidung auch einen wasserdichten weißen Kappenüberzug und schwarze Lederhandschuhe mit Stulpen (letztere in Winterausführung mit Lammfellfütterung) sowie Motorradbrillen. Dem Kradmantel der ehemaligen Deutschen Wehrmacht ähnlich war der Kraftfahrer-Gummimantel in modifiziertem Raglanschnitt. Er wurde mittels Druckknöpfen geschlossen und hatte einen speziellen Beinverschluss. In der Taillentiefe waren beiderseits 5 cm lange Gürtelschlaufen angenäht, durch welche der 4 cm breite Gürtel aus doppelt liegendem gummiertem Stoff durchgezogen werden konnte. Dieser Gürtel hatte eine verschiebbare Kunststoff-Rahmenschnalle zum Schließen.
Für den Alpindienst in der österreichischen Bundesgendarmerie war als markantestes Bekleidungsstück der Anorak aus gendarmeriegrauer Popeline mit fest angeschnittener Kapuze normiert. Er war vorne der ganzen Länge nach mittels Reißverschluss zu verschließen. Auf jedem Vorderteil war eine geräumige Brusttasche mit außenliegender Quetschfalte aufgesteppt, die mittels einer geschweiften Taschenpatte gedeckt wurde. Zum Verschließen derselben diente je ein grauer glatter Knopf von der Größe der Rockknöpfe. Auf der linken Brusttasche wurde mittig ein gelbes Korpsabzeichen auf ovalem, gelb gesäumtem Grund mit der ebenfalls gelben Aufschrift "Bundesgendarmerie" aufgenäht. Zur Alpinadjustierung zählten ferner graue Wollfäustlinge mit langen Stulpen, wasserdichte Überfäustlinge mit Stulpen und Verschluss, die Schneebrille (Allaisbrille) mit grünen Gläsern und Kletterschuhe mit profilierter Gummisohle.
Der Leibriemen war für alle Gendarmen gleich, aus braunem Leder mit zweidorniger, glatter Messingschnalle. Ebenfalls von braunem Leder waren die Pistolentaschen und die Bajonetttaschen sowie die Patrouillierungstasche samt Umhängriemen. Die Verwendung von Portepées ist zumindest für die Ausbildner der Gendarmerieschule des BMI Wien in den Jahren 1953-55 belegt, dürfte aber auch in den westalliierten Zonen vorgekommen sein. Geführt wurde das schon 1925 normierte silberne Bajonettportepée mit rot-weiß-rotem Schild am Knopf.
Das Bild, welches insbesonders geschlossene Formationen der Gendarmerie damals boten, war ein ausgeprägt österreichisches. In ihren graublauen Uniformen mit der hochgeschlossenen Rockbluse, dazu die traditionelle und überdies praktische Bergmütze oder der altbekannte Stahlhelm und das braune Lederzeug, erinnerten die Gendarmen in der äußeren Erscheinung sehr an die kaiserlichen Truppen zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Dies förderte offenkundig deutlich die Identitätsfindung, nicht nur innerhalb der Gendarmerie selbst, sondern allgemein in der Bevölkerung. Abgesehen von der stets negativ eingestellten kommunistischen Presse wurde das Auftreten der Gendarmerie bei allen möglichen Anlässen von den Zusehern freudig akklamiert. So wurde auch über die optische Wirkung die Akzeptanz des Wachkörpers in der Gesellschaft gefördert. Die jüngsten, stilistisch teils radikalen Änderungen der Gendarmerieuniformen wie auch jener des Bundesheeres, lassen solche positiv bewahrenden und identitätsstiftenden Elemente altösterreichischer Tradition leider zunehmend vermissen.

Die "B-Gendarmerie"

Nachdem die Aufstellung eigener Streitkräfte mit der vom Alliierten Rat Ende 1945 erzwungenen Auflösung des Heeresamtes zunächst gescheitert war, begann man 1949 als getarnte Vorbereitung für die spätere Wiedererrichtung des Österreichischen Bundesheeres, in den westalliierten Zonen mit leichten Infanteriewaffen ausgerüstete Alarmbataillone der Gendarmerie aufzustellen. Wohl in Anbetracht der kommunistischen Umstürze in Ungarn und der Tschechoslowakei 1948 unterstützten die Westmächte dieses Vorhaben. Für die daraus 1950 entstandenen MU-Einheiten17) und die aus ihnen 1952 hervorgehende B-Gendarmerie, die allerdings damals nicht so bezeichnet wurde, galten grundsätzlich dieselben Uniformierungsvorschriften wie für die "normale" Gendarmerie. Die Beschaffung und Ausgabe der Uniformsorten erfolgte über das Gendarmerie-Beschaffungs-Amt (GBA).
Abgesehen von der oben bereits beschriebenen Adjustierung waren die Angehörigen dieser Einheiten durchwegs mit den für die Gendarmerie überarbeiteten deutschen Stahlhelmen M.35 oder M.42 ausgestattet. Fallweise gab es auch umgearbeitete deutsche Leichtmetallhelme, wohl aus Beständen der Feuerschutzpolizei oder der Technischen Nothilfe, die vereinzelt von Ausbildern bzw. Offizieren als (bequemere) "Paradehelme" getragen worden sein sollen.
Der militärischen Ausrichtung entsprechend erhielten die Angehörigen der B-Gendarmerie auch diverse Ausrüstung, die der "normale" Postengendarm nicht benötigte, wie Tornister oder Kochgeschirr. In weiterer Folge erhielt die B-Gendarmerie neben Waffen auch Fahrzeuge und Ausrüstung vor allem US-amerikanischer Provenienz, sodass für den Gefechtsdienst und Manöver zur Gendarmerieuniform auch US-Webbing-Rüstung (Leibriemen "Lochkoppel", Traggerüst, Patronentaschen, Sturmgepäck, Alufeldflasche im Überzug ...) getragen wurde. Zumindest in der US-Zone wurden nach 1953 für den Gefechtsdienst auch US-Stahlhelme M-1 ausgegeben. Die sonst meist getragenen gendarmeriegrauen Bergmützen und Lagerkappen (mit aufklappbarem Tuchschirm) der Mannschaft der B-Gendarmerie hatten gewebte Kokarden.

1. Unterabteilung der Gendarmerieschule Oberösterreich II, 1953. Graue Uniform (Uniformrock mit Stehumlegekragen), Keilhose, Bergschuhe mit weißen Schuhbändern, Bergmütze mit Gendarmeriekorpsabzeichen und Alpenblumen als Feldzeichen; bewaffnet mit US-Armeegewehr Rifle M-1.  (Zum Vergrößern anklicken!)

1. Unterabteilung der Gendarmerieschule Oberösterreich II, 1953. Graue Uniform (Uniformrock mit Stehumlegekragen), Keilhose, Bergschuhe mit weißen Schuhbändern, Bergmütze mit Gendarmeriekorps-abzeichen und Alpenblumen als Feldzeichen; bewaffnet mit US-Armeegewehr Rifle M-1

 
 

 

 
 

 


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